Fairness im Kindersport – Wenn der Gegner einen Kopf größer ist

Anne/ September 17, 2019/ Aus dem Leben, Elternleben

Also Fairness sollte doch zu jedem Sport gehören, oder? Jedenfalls war ich bisher immer der Meinung. Doch aktuell zweifle ich doch etwas daran.
Wie es zu diesen Zweifeln kam? Tja, die Fußballmannschaft meines Sohnes trat im Fair-Play – man glaubt es kaum – gegen Kinder an, die einen guten Kopf größer waren.

Eine kleine Vorgeschichte

Mein Sohn ist seit Beginn der neuen Saison ganz frisch Mitglied der F3-Jugend seines Vereins. Ihr wisst vielleicht noch, dass ich mich im Juni darüber beschwerte, dass mein Sohn nur wenige Minuten bei ganzen 5 Spielen auf dem Platz stand.
Nicht? Dann hier der Post dau: 5 Spiele und nur eine halbe Spielzeit auf dem Platz – Mein Kind will mehr!
Das hat sich mit dem Wechsel von Bambini zu F3 gebessert. Das Training ist einfach besser aufgebaut, versucht Schwächen auszumerzen und Stärken zu fördern. Damit steht mein Sohn nun auch jeden Samstag bei den Liga-Spielen mit Elan und Begeisterung auf dem Platz.
Doch bei all dem Enthusiasmus meines Sohnes, aber auch bei mir, kann ich wieder mal nur wegen der Fairness mäkeln. Ja, ich beschwere mich förmlich darüber.

Wie es dazu kam, dass das Spiel einfach nur unfair war

Ich sah für das Spiel von vornherein schwarz. Es fand an einem Sonntag um 9 Uhr morgens statt. Gähn, da stehe ich meist erst auf. Und dann waren auch noch zwei befreundete Klassenkameraden meines Sohnes im gegnerischen Team.
Da mein Zwerg bisher noch nicht gegen seine Freunde antreten musste, war es schon etwas heikel und ich war skeptisch, ob er damit klar kommt. Leider hatte ich recht. Mein Sohn war nicht ganz auf der Höhe. Das fiel auch den Trainern auf.

Nichtsdestotrotz war das nicht mal ansatzweise der Grund für das vernichtende Ergebnis von 8:1

Es fiel uns allen fast sofort auf. Irgendwie waren ein paar Jungen der Gegner einen Tick größer. Richtig offensichtlich wurde es dann als sie die Trikots anhatten und die Hosen fast wie Badehosen saßen.
Dann wurde es auch kurz etwas ominös als der Trainer (?) der anderen Mannschaft auf unsere Trainer zuging und kurz hektisch mit diesen sprach. Interessanterweise stellte sich später raus, das er nicht der Trainer der F-Jugend sondern der E-Jugend war. Wichtiges Detail am Rande.
Und dann marschierten die Kinder auf den Platz. Und tatsächlich 3 oder 4 Jungs der Gegner waren einen guten Kopf größer als alle anderen Spieler. Und genau diese Jungs waren die gesamte Zeit auf dem Platz, machten unsere förmlich platt und foulten eigentlich nicht nur ein Mal. Das eine Tor unserer Mannschaft fiel bei einem 9 Meter dank eines Fouls.

Die Geschichte im Hintergrund

Anscheinend hatte die gegnerische Mannschaft nicht genügend Spieler, um antreten zu können und holte sich daher einige Jungs der E-Jugend dazu. Diese sollten als Auswechselspieler bereitstehen. Die Absprache erfolgte nicht mit dem Trainer der F-Jugend, sondern wie schon geschrieben mit dem Trainer der E-Jugend.

Warum das Spiel einfach nicht fair war

Die Trainer der gegnerischen Mannschaft hielten sich nicht an die Absprache.
Die Jungs der E-Jugend waren das komplette Spiel auf dem Platz. Soviel zum Thema „sie sind nur Wechselspieler“. Immerhin spielen diese Kinder schon deutlich länger Fußball, sind fitter, ausdauernder und eben auch etwas aggressiver im Spiel.
Unsere Trainer hätten nach der Halbzeit Einspruch erheben und an die Absprache erinnern können.
Statt auf Fairness der Gegner zu plädieren, regten sie sich mehr über die schlechte Spielweise unserer Mannschaft auf und schrien nicht nur ein Mal „Was ist denn heute nur los mit dir?“. Klar, waren die Kids am Sonntag morgen nicht wirklich auf der Höhe. Immerhin wurden einige von ihnen gerade erst eingeschult und sind damit mitunter etwas überfordert.

Und was halten die Kids davon?

Jetzt kommts! Die zwei Kids aus der Klasse meines Sohnes. Die zwei, die mit bei dem Spiel dabei waren. Was glaubt ihr, was die beiden dazu zu sagen hatten?

„Das war nicht fair! Die Großen waren die ganze Zeit auf dem Platz!“

Stimmt. Die beiden hatten mehr Verständnis für Fairness. Was aber auch daran liegen kann, dass die beiden nämlich so gut wie gar nicht spielen durften.


Ja, das war mal wieder jammern auf hohem Niveau. Aber ich musste mich dazu einfach mal auskotzen. Klar, können unsere Kinder nicht immer gewinnen. Aber wenn sie schon verlieren müssen, dann ist es mir wesentlich lieber es geschieht fair.

Und ich frage mich: Was lernen die Kinder daraus?

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Über Anne

Teilzeit-Alleinerziehend, Teilzeit-arbeitend, manchmal überfordert, Mama eines zuckersüßen Buben, Soldatenfrau, ein wenig verrückt und mit ganz viel Herz ausgestattet.