Schicksalsschlag Hausbrand – Warum Helfen wichtig ist

Anne/ Januar 9, 2019/ Aus dem Leben

Heute wird es mal wieder extrem persönlich. Ich berichte euch über einen Schicksalsschlag aus meinem Leben, der mich noch heute auf seine eigene Art und Weise begleitet.
Doch wie komme ich darauf, jetzt – all die Jahre später – hier darüber zu schreiben?
Durch eine Gruppe, der ich durch Instagram beigetreten bin. Einem Mitglied dieser Gruppe passierte etwas ähnliches und es wurde zu einer Spendenaktion aufgerufen. Und plötzlich fühlte ich mich über 16 Jahre in der Zeit zurückversetzt…
Schicksalsschlag Hausbrand - Warum Helfen wichtig ist

2002 brannte das Haus meiner Eltern und ich war allein zu Hause

16 Jahre alt, meine Eltern im Urlaub, meine Brüder beim Studium. Ich? Ich war ganz allein zu Hause.  Ein paar Tage später wollte ich mit Freunden campen gehen. Doch im Juli 2002 schlug der Blitz im Haus meiner Eltern ein.

2 Meter neben mir.

In der Ecke meines in der Dachschräge eingelassenen Einbauschrankes. Das Feuer brach noch etwas zögerlich mit etwas Rauchbildung aus. Kleidung brennt aber gut.
Ich war damals überfordert und rannte zu unseren Nachbarn. Meinen Großeltern. Mein Großvater versuchte zu helfen und das sich bereits ausbreitende Feuer mit einer Schüssel voll Wasser zu löschen. Er wusste nicht wo die Eimer sind. Schnell kam ein weiterer Nachbar zu Hilfe, während ich die Feuerwehr rief.
Die freiwillige Feuerwehr des Ortes brauchte die ganze Nacht zum Löschen. Es war der erste Dachstuhlbrand. Sie gaben ihr bestes.
Doch die gesamte, obere Etage brannte aus. Von den Kinderzimmern, dem Badezimmer und all den Schätzen des Dachbodens war nichts mehr übrig. Die untere Etage war gut gewässert. Die Einrichtung dank des Löschwassers aus dem nahen Teich und dem abgesunkenen Rus nicht mehr zu gebrauchen.
Von heute auf morgen war alles weg!
Schicksalsschlag Hausbrand - Warum Helfen wichtig ist

Zusammenhalt ist alles

Mein großer Bruder reiste noch in der Nacht an, um Dokumente zu retten und die Helfer zu unterstützen. Soweit es in seiner Macht stand. Ich selbst wurde um Mitternacht von Tante und Onkel vom Ort des Geschehens weggeholt. Das reinste Nervenbündel.
Meine Eltern wurden durch Arbeitskollegen meines Vaters informiert und brachen noch in der Nacht auf. 8 Stunden Fahrt. Doch schlafen hätten sie eh nicht können. Mein anderer Bruder erfuhr erst 5 Tage nach dem Brand was passiert war. Er hatte sein Handy während der Prüfungszeit aus. Er sollte sie ohne Stress bewältigen können.

Diese eine Nacht nahm uns förmlich alles und machte uns auch bewusst worauf es wirklich ankommt.

Möbel, Kleidung, Technik… all das kann ersetzt werden. Fotos, Erinnerungen und das Leben. Das kann einem keiner wiedergeben.
Natürlich ist es sehr traurig, dass das Hochzeitskleid meiner Mutter dem Brand zum Opfer fiel. Ich wollte es immer gern bei meiner eigenen Hochzeit tragen. Aber die gut 70 Jahre alte Stola, die schon meine Großtante trug. Die konnten wir retten. Sie war im Untergeschoss recht geschützt.
Schicksalsschlag Hausbrand - Warum Helfen wichtig ist

Wir brauchten Hilfe und erhielten sie auch

Ich selbst kam den Rest der Ferien zu Verwandten. Meine Eltern brauchten die Ruhe und die Kraft, um sich voll und ganz auf die aktuelle Lage zu konzentrieren. Vor allem, weil die Versicherungen einen harten Kampf mit sich brachten. Sie schliefen die ersten Wochen im alten Kinderzimmer meiner Tante, bei meinen Großeltern. Eine langfristige Lösung war das sicher nicht. Vor allem, da auch ich irgendwann wieder kommen sollte.

Hier kam die Hilfe, die wir brauchten.

Ein Unternehmer des Ortes hatte eine freistehende Wohnung. Und bot sie zur kostenfreien Nutzung an. Es war Platz für alle 5 von uns. Der ganze Ort sammelte Geld. Es kamen 3000€ zusammen, mit denen wir das nötigste wieder beschaffen konnten.
Wir sind noch heute dankbar für die Selbstlosigkeit und Unterstützung. Sie erkannten, wo Hilfe nötig war und boten sie an. Eine wunderbare Gemeinschaft.
Auch in der Verwandtschaft wurden die Kräfte mobilisiert. Zeit, Unterstützung beim Ausräumen und durchforsten nach noch nutzbaren Dingen und auch finanziell, wenn es mal eng wurde.
Schicksalsschlag Hausbrand - Warum Helfen wichtig ist

Einziger Wermutstropfen – Versicherungen

Natürlich zahlen die nicht gern. Welche Versicherung macht das schon ohne zögern?
Bei der Hausversicherung gab es Probleme wegen der Bank. Fragt mich nicht mehr, was da das Problem war. Aber erst nach Monaten konnte der Abriss beginnen und die Organisation des Neuaufbaus beginnen. Hier war mein Cousin (Bauingenieur) eine riesige Hilfe und managte die einzelnen Firmen gekonnt. So konnten wir Ostern 2003 schon wieder im Haus feiern. Knapp 9 Monate nach dem Brand.
Ein größeres Problem war dann schon die Hausratversicherung. Hier hatten Versicherungsmakler und auch meine Eltern gepennt. Denn bis 1994 lebten wir noch in einer kleinen Wohnung. Für diese galt scheinbar die Versicherung. So ging die Versicherung mit einem „kleinen“ Beitrag in Vorkasse. Einfach, um nach dem Schicksalsschlag eine kleine Starthilfe zu geben. Den sie dann kurz darauf wegen der fehlerhaften Versicherung zurückverlangte. Das gesamte verbrannte und beschädigte Inventar wurde auf gut 80.000€ geschätzt. Von der Versicherung wurde nichts davon erstattet!
Schicksalsschlag Hausbrand - Warum Helfen wichtig ist

Bitte helft, wenn ihr könnt

Ihr seid keine Versicherung, ihr seid vielleicht keine Familie, doch ihr könnt immer helfen. Und das ist es worauf es ankommt. Sei es ein kleiner Beitrag bei einer Spendenaktion oder ein wenig eurer Zeit, um mit anzupacken, wenn es nötig ist. Viel zu oft gibt es solche Schicksalsschläge. Auch in eurer Nähe.
Ich selbst werde bei der Spendenaktion, die diese alte Wunde bei mir aufriss auch einen Teil beitragen. Denn die Familie verlor in diesem neuen Jahr ihr Heim. Und als wenn das nicht schon genug wäre, ist eines der drei Kinder auch krank.
Es müssen keine Mammutbeträge sein. Schon 5€ können helfen.
Hier geht es zur Spendenaktion bei gofundme: Spendenaufruf wegen Wohnungsbrand

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Über Anne

Teilzeit-Alleinerziehend, Teilzeit-arbeitend, manchmal überfordert, Mama eines zuckersüßen Buben, Soldatenfrau, ein wenig verrückt und mit ganz viel Herz ausgestattet.