#Schwiegereltern – Sie gehören einfach dazu. Oder? | Blogparade

Anne/ April 22, 2016/ #Blogparade, Aus dem Leben

Ich bin ja Fan der Facebook-Seite zu top-elternblogs.de und da musste ich vor kurzem einen Aufruf zu einer Blogparade lesen, der mich eine Weile beschäftigte.
Die Blogparade: Probleme mit Schwiegereltern
Im ersten Moment dachte ich:

„Boah, genau mein Thema.“

Doch dann, als ich mich näher damit beschäftigte, war es doch echt schwer, etwas zu schreiben.

Warum?
Naja, eigentlich kann ich – wie sagte eine andere? – einen ganzen Blog zu dem Thema füllen. Aber ich fürchte, ich bin dafür zu gutherzig. Ich bin so naiv und sehe in jedem Menschen nur das positive. Selbst dann noch, wenn sie mich unglaublich verletzen. Denn den Fehler schreibe ich mir dann immer noch zu.
Eben auch eine Form von Selbsthass.
Doch dann…
…machte ich mich als erstes auf die Suche nach einem passenden Beitragsbild. Es ist nur schwer etwas zu finden. Ein Foto meiner Schwiegereltern mag ich nicht hochstellen. Dafür ist unsere Beziehung einfach zu fragil und der Ärger wäre – vor allem für mein Kind – vorprogrammiert.
Also ich dann bei pixabay.de schaute und einfach mal meine Emotionen eingab fand ich doch etwas passendes.

Die Geschichte dahinter
Ganz am Anfang kam ich bestens mit meiner Schwiegermutter aus. Sie war mir bald mehr Mutter als meine eigene. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart wohl. Aufgehoben. Angekommen. Das war das Tüpfelchen auf dem i meiner Beziehung.
Dann wurde sie krank und musste einige OPs über sich ergehen lassen. 4 Jahre nach dem ihr Sohn und ich ein Paar wurden, hatte das Ganze seinen Höhepunkt.
Nach dem Entfernen eines Keilbeinflügelmeningeoms (ja, ich kann das Wort auswendig und flüssig sagen) stürzte sie sich in die Einnahme von Tabletten. Schmerztabletten. (Scheinbar) Morphiumhaltig.
Das konnte sie sich sogar ganz bequem beim Hausarzt holen und sogar höher dosieren lassen.
Nur wusste ich das zu Anfang nicht. Sie wurde nur…merkwürdig. Irgendwie war sie nicht mehr ganz sie selbst.
Es waren aber nicht allein die Tabletten. Sie trank auch weiterhin Alkohol.
Als ich irgendwann doch mal erfuhr, welche Tabletten sie nahm, schaute ich mal genauer auf ihre Gewohnheiten. Ich weiß, dass ich mir kein Urteil erlauben konnte. Und auch nicht durfte. Aber irgendwann, als dezente Hinweise zu ihrem Trinkverhalten nichts mehr halfen, sagte ich mal etwas lauter (und auch noch in der Öffentlichkeit), dass sie lieber heute mal keinen Alkohol trinken sollte.
Ein Drama!
Sie nahm mir das ordentlich übel. Was darin gipfelte, dass mich ihr Sohn am darauf folgenden Wochenende bald mit Gewalt zu ihr schleppen wollte, damit ich mich entschuldige.
Aber warum? Sie hätte nichts geändert. Und ich hatte einfach recht! Davon bin ich noch immer überzeugt!
Wahrscheinlich wäre vieles anders gelaufen, wenn ich mich entschuldigt hätte. Aber unsere Beziehung – Schwiegermutter zu Schwiegertochter – hatte schon irreparablen Schaden genommen.
Nun durfte ich nicht mehr bei ihr erscheinen. Sie verunglimpfte mich und meine Eltern. Wir würden uns über sie das Maul zerreißen. Wären hochnäsig. Ich könnte nicht kochen. Würde nichts anderes tun als Lesen…
Mich konnte sie denunzieren. Ich fühlte mich dennoch im Recht. Aber als sie auch jedem der es hören wollte erzählte wie schlecht meine Eltern wären, wäre mir bald der Kragen geplatzt. Als meine Schwiegereltern umzogen, waren meine Eltern dabei und packten mit an. Meine Mutter kochte. Mein Vater kümmerte sich um den Einbau der Küche. Sie waren mit Anhänger da und halfen wo sie konnten. Als meine Schwiegermutter im Krankenhaus war. Holte ihr Sohn regelmäßig ihre Sachen. Und meine Muter wusch sie.
Mit welchem Recht verurteilte sie also nun zwei Menschen, die nichts als freundlich und hilfsbereit waren?
Darauf sprach ich später mal einen Psychologen an.
Er erklärte mir, dass jemand, der Schmerzmittel regelmäßig nahm und andere bewusstseinsverändernde Mittel (Alkohol) nahm, wie in einer anderen Welt lebe. Diese Personen sind krank. Nicht mehr sie selbst.
Er konnte mir leider nicht sagen, was ich machen könnte. Das wäre etwas was ihre Familie unter sich ausmachen müsse.
Nun tat sie mir Leid. Aber ich wollte dennoch nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ich hatte meine eigenen Probleme und dieses wollte ich mir nicht mehr aufhalsen.
Also hielten wir Abstand.
Mein Mann besuchte sie noch ab und an. Zeitweise wollte sie auch mit ihm nichts zu tun haben. Er war nun der böse Sohn, weil er mit mir zusammen blieb und nicht auf sie hörte (ja, hier passt das Bild mit dem Regen nicht so ganz). Zu unserer Hochzeit war sie nicht eingeladen. Sie wäre auch nicht gekommen. Auch wenn sie heute etwas anderes behauptet.
Interessanterweise konnten wir aber mit meinem Schwiegervater reden. Ihm erzählten wir – als er selbst im Krankenhaus lag – eine Woche nach unserer Hochzeit, dass wir geheiratet haben. Ich werde nie – NIEMALS! – dieses zaghafte, sanfte Lächeln vergessen. Er freute sich für uns. Gott! Ich vermisse diesen lieben, ruhigen, brummigen Mann. Leider starb er vor einem Jahr.
Doch wie kamen wir wieder in Kontakt?
Ich wurde schwanger.
Natürlich wieder Drama! „Die bekommt nun auch noch ein Kind!“ war wohl das netteste was sie gesagt haben soll. Interessanterweise auch: „Wenn die mit dem Kind vor der Tür stehen, schlage ich denen die Tür vor der Nase zu.“
Heute würde sie natürlich sagen, dass sie so etwas nie behauptet hätte. Aber es war leider so.
Dann war unser kleiner 6 Wochen alt und wir kamen zur Hochzeit der Cousine meines Mannes. Natürlich waren auch die Schwiegereltern anwesend.
Bis dahin wollten sie – vor allem Frau Schwiegermama, Schwiegerpapa hatte ja kein Mitspracherecht – nichts mit ihrem ersten und bis dato einzigen Enkel zu tun haben. Dennoch hatten wir für den Schwiegerpapa als nachträgliches Geburtstagsgeschenk ein Bild des Kleinen (samt Rahmen) dabei. Er freute sich. Und es kam tatsächlich an die Wand. Bei der Hochzeit bekam meine Schwiegermutter also ihren Enkeln auf den Arm. Sie wollte erst nicht. Aber mein Mann lies nicht locker. Sie weinte. Und verliebte sich sofort.
Das brachte den Stein ins Rollen.
Nun fuhren wir regelmässig zu den Schwiegereltern. Kamen nun auch wieder zu Feiertagen zusammen.
Es wird nie wieder wie früher. Aber es ist eine gegenseitige Akzeptanz. Sie liebt ihren Enkel abgöttisch. Nur, wenn sie sich wieder mal in die Erziehung einmischt, beiße ich die Zähne zusammen und erwarte von meinem Mann sich durchzusetzen.
Das Thema mit dem alles begann, wird nie erwähnt und wird auch tod geschwiegen. Nur wenn sie mal wieder ein Likörchen trinkt beiße ich mir auf die Zunge und schlucke selbst ganz schnell einen Doppelten.
Sorry
Vielleicht bin ich nun etwas am Thema vorbeigeschlittert. Aber es tut so unglaublich gut, sich das mal von der Seele zu schreiben.
Ich will meine Schwiegereltern NICHT in Verruf bringen. Wir haben in 11 Jahren einiges durchgemacht. Es war eine Zeit lang schwierig. Beide Seiten haben ihre Fehler gemacht! Wir sind noch immer dabei uns zusammen zu raufen. So schwer es manchmal ist.
Aber wir sind auf einem guten Weg! Und unser süßer Schatz steht dabei voll und ganz im Mittelpunkt – für alle Seiten.


P.S.: Schon ein wenig krass, dass mein 100. Blogbeitrag gerade zu diesem Thema ist.

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Über Anne

Teilzeit-Alleinerziehend, Teilzeit-arbeitend, manchmal überfordert, Mama eines zuckersüßen Buben, Soldatenfrau, ein wenig verrückt und mit ganz viel Herz ausgestattet.