Von Trauer und der Wahrnehmung eines Kindes

Anne/ Oktober 17, 2018/ Aus dem Leben, Elternleben

Heute wird es mal wieder extrem persönlich. Das liegt wohl vor allem daran, dass traumatische Ereignisse gern mal alte Wunden aufreißen.
Ich möchte euch heute kurz berichten wie für mich die erste Erwähnung vom Tod war. Es war – wie ich schon schrieb – traumatisch und bis heute sorgt es bei mir für Verwirrung und Tränen.
Es geht um diesen einen Tag – es war Wochenende – als mein Großvater starb.
Ich habe kaum Erinnerungen an diesen Mann. Doch alle sagen mir, dass er mich wahnsinnig liebte. Zu mir war er so zärtlich wie zu keinem seiner Kinder oder Enkelkinder. Ganz der liebende Großvater.
Ich weiß noch, dass ich an diesem besagten Tag als er von uns ging, allein vor dem Haus spielte. Damals lebten wir noch in einem Plattenbau mit 6 Mietparteien je Eingang. Es war ein offener Komplex und man machte sich definitiv weniger Gedanken über Kindesentführungen oder ähnliches als man es heute tut. Ich spielte also allein. Denn meine Freundinnen waren alle anderweitig beschäftigt.
Ganz typisch, wurde ich von einem meiner Brüder zum Mittagessen nach Hause geholt. Und hier war direkt spürbar, dass etwas anders war.
Es herrschte eine Spannung. Alle waren steif. Nicht mehr ausgelassen wie sonst.
Und dann servierte meine Mutter das Essen.
In Tränen aufgelöst!
Von all den traumatischen Dingen meines Lebens ist es das was mir am meisten im Gedächtnis blieb. Wie meine Mutter weinte und keinen in ihre Nähe ließ.
Bei uns waren Umarmungen und anderweitige Liebesbekundungen immer rar. Das war auch etwas, dass ich erst müßig durch meinen Mann lernte.
Dennoch wollte meine Mutter selbst in dieser Situation wo es ihr so offensichtlich schlecht ging, keinen Trost annehmen. Sie ging ihren normalen Tagesaufgaben nach und weinte die ganze Zeit über.
Ich selbst bekam zwar gesagt, dass mein Großvater gestorben wäre. Aber die Bedeutung war mir einfach nicht klar. Ich wusste nicht, dass ich ihn nie mehr wieder sehen würde.
Von da an war einfach alles anders! Meine Großmutter zog sich in sich zurück und war einfach eine strengere Version als ich sie vorher kannte. Auch meine Mutter, meine Tante und eigentlich alle … es war einfach eine Lücke da und die ließ sich nicht füllen.
Ich war damals 7 Jahre alt und knabbere tatsächlich noch heute daran. Mein Großvater starb nach einer OP an einer Lungenembolie. Ein Grund weshalb mein Cousin mich noch heute immer wieder auf Thrombosegefahren hinweist.
Ich musste mir das hier kurz von der Seele schreiben und hoffe, dass mein Tag aber auch meine Woche dadurch leichter wird. Denn vergangene Nacht verließ mich ein weiterer geliebter Mensch und mein Herz blutet. Nicht nur wegen diesem Menschen, sondern auch wegen dem Leid meiner Mutter.

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Über Anne

Teilzeit-Alleinerziehend, Teilzeit-arbeitend, manchmal überfordert, Mama eines zuckersüßen Buben, Soldatenfrau, ein wenig verrückt und mit ganz viel Herz ausgestattet.